Von Adina, 26. August 2015

Es gibt immer ein Leben danach

Livona sprach mit Bloggerin und Upcycling-Expertin Jane Pabst

Nichts hat nur den einen vorbestimmten Weg. Jane Pabst schmiss ihren gut bezahlten Job bei einem Mineralölmulti, um für die BILD zu schreiben. Gab die Festanstellung dort auf und studierte Kunstgeschichte. „Ich suche die Schönheit in unschönen Dingen,“ erklärt sie sich. Heute arbeitet sie wieder als freiberufliche Journalistin und studiert neben dem Beruf „Nachhaltigkeit und Journalismus“ – dafür pendelt die Großenhainerin regelmäßig nach Lüneburg. Danach will sie wieder mehr Zeit in andere Projekte stecken.

Inspirierender Werdegang

Kennengelernt haben wir Jane beim Bloggertreffen des DJV. Spätestens als sie erzählte, dass sogar die Kollegen des ZDF sich auf ihrem Blog rumtreiben, hatte sie uns und der Interviewtermin mit Livona stand. Nun sind wir nicht nur begeisterte Leser ihres Blogs www.zweitleben.de – einer bundesweit einzigartigen Plattform für Upcycling – sondern sind von Janes Tatendrang schwer inspiriert.

Jane Pabst

Wir müssen gestehen, das wir nicht ganz ohne Vorurteile in das Gespräch gingen. Die polarisierende Kombination ‚Bildzeitungsredakteurin und Umwelt-Blogger‘ schien uns nicht ganz stimmig und war Grund genug, hinter die Mauer in unserem Kopf zu schauen. „Mit der Bild erreiche ich eine breite Masse. Ich versuche immerwieder grüne Themen zu platzieren.“ Und das nicht ohne Effekt: Janes Beitrag über ein neuartiges Petflaschen-Recyclingverfahren wurde in höchsten Kreisen gelesen und die vorgestellte Firma erhielt umgehend Besuch von der EU. Ein kleines bisschen heiligt der Zweck doch manchmal die Mittel.

Plattform für die Upcycling-Szene

Doch nun zur eigentlichen Passion, dem Upcycling. Bevor Jane mit ihrer Plattform online ging, hat sie die Szene lange beobachtet und die verrücktesten Projekte gesammelt. „Mein Blog bedient eine boomende Trendnische, die meiner Meinung nach unbedingt einen Platz brauchte, wo nicht nur Ideen gebündelt werden. Es geht mir auch darum, Upcyclern Tipps zu geben, auf welche Märkte sie gehen können, wo man seine Zielgruppe findet und wie man sich vermarktet.“ Inzwischen hat sich die 33-jährige in der Szene einen guten Ruf erarbeitet, hält ab und an Vorträge und unterstützt Studenten bei einer Masterarbeit über nachhaltigen Konsum. Aktuell steckt sie mit der JVA-Zeithain in der Produktentwicklung für ein Upcycling-Produkt, das im Knast produziert und exklusiv vermarktet wird.

Altes im neuen Kontext

Wir fragen Jane natürlich danach, woher ihr Interesse für die Bewegung stammt. „Da kommen mehrere Dinge zusammen. Zum einen kann ich ganz schlecht etwas wegwerfen. Viele alte Dinge lassen sich in einen neuen Kontext bringen. Zum anderen schlägt in mir ein kleines Ökoherz und die Liebe zum Umweltschutz hat sich bei mir schon als Kind gezeigt. Ich habe schon immer versucht den Blick dafür zu schärfen, scheinbarem Müll ein zweites Leben zu schenken und einfach zu schauen, was kann ich damit noch tun.“

Jane Pabst mit Hut

Jane zeigt uns Produkte aus ihrem eigenen Fundus, darunter eine äußerst originelle Kopfbedeckung, die zum Hutball ausgeführt wurde: gemacht aus einem alten Haarreifen und einem ausrangierten Push-Up-BH. Ein Stück Kartoffelnetz und ein ausgefranster Schnürsenkel machten den Hut perfekt. Ein anderes Mal werden ausrangierte Grafiken zu Visitenkarten zerschnibbelt, alte Socken zu Zopfhaltern aufgerollt und zerlumpte Jeans in schicke Miniröcke verwandelt. Auch die Idee aus alten Autokennzeichen fetzige Kleiderhaken zu basteln, ist charmant.

Die Grenzen des Upcycling

Was die Kreativität angeht, ist in der Szene tatsächlich nichts undenkbar. Doch wo liegen die natürlichen Grenzen des Upcycling? Dazu Jane: „Grenzen liegen ganz klar da, wo es um Produktsicherheit geht. Möbel aus alten Traktorreifen kämen mir nicht in die Wohnung. Man muss genau darauf achten, aus was das Ausgangsmaterial besteht und welchen Zweck es wieder erfüllt. Stichwort ‚Schadstoffe‘!“

Kritisch beobachtet die Bloggerin auch das Fakeupcycling, bei dem nicht wirklich aus Müll produziert wird. „Da werden Taschen nicht aus alten, sondern aus neuen LKW-Planen genäht, das ist eindeutig kein Upcycling. Und wenn etwas in Serie produziert wird, widerspricht das normalerweise auch der eigentlichen Philosophie. Bei den großen sogennanten „Handmade-Portalen“ frage ich mich auch oft, wie viel Upcycling in den entsprechend vermarkteten Produkten wirklich steckt.“

Jeans-Mini

www.zweitleben.de hat Jane 2013 gegründet. Längst erfreut es sich einer nennenswerten Kernleserschaft. Tendenz steigend. Nächster Schritt ist ein Online-Shop für Upcycling-Produkte. In Workshops und Vorträgen sollen auch außerhalb der digitalen Kommunikation noch mehr Upcycler und Interessierte zusammenfinden. Wir sind gespannt, was noch kommt und danken für das Gespräch.

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