Um Euch interessante Projekte vorzustellen, fahre ich auch mitten im März, bei eisigen Temperaturen und Schneegestöber mit dem Zug zur Leipziger Buchmesse. Dort wartet Kay Heidrich von Metabooks auf mich.
Matabooks – Was ist das?
Gleich geht es los, zuvor muss ich mich durch die Besuchermassen zum Messestand H 303 vorarbeiten. Er fällt auf, so an der Ecke, ganz aus Holz mit einem weißen Tresen, auf dessen Front eine beleuchtete Grasfläche (oder ist es Moos?) den Begriff Matabooks von weiten sichtbar macht.
Kay hat sich dreifach weibliche Unterstützung an seine Seite geholt. Deshalb kann ich ihm jede Menge Fragen zu seinem ersten Projekt stellen.
Ein bisschen habe ich mich schon informiert, sonst hätte ich mich bei diesem Wetter nicht extra auf den Weg nach Leipzig begeben. Kay stellt vegane Bücher aus Graspapier her, das kann ich riechen, wenn Kay durch eines seiner Bücher blättert. Es duftet nach getrocknetem Gras, ein wenig wie bei KleePura, das Graspapier hat einen milchkaffeebraunen Ton, ist leicht gesprenkelt und haptisch etwas rauer als normales Papier.
Matabooks – Philosophie
Aber jetzt mal von vorn. Der Startschuss für Matabooks fiel am 01.01.2018, also ein ganz, ganz junges Unternehmen aus Dresden. Den Gedanken, Bücher aus Graspapier herzustellen, hatte Kay bereits während seines Studiums. Er hat in Leipzig Buch- und Medienproduktion studiert und kennt sich mit den Arbeitsabläufen bei der Buchherstellung bestens aus. Und die sind wohl meistens alles Andere als nachhaltig.
Das fängt beim enormen Wasserverbrauch bei der Papierherstellung aus Holz an, geht mit dem enormen Papierverbrauch bei der Einrichtung der Druckmaschinen weiter und hört bei den chemischen Druckfarben nicht auf. So kommt es häufig vor, dass ein Buch z.B. in Spanien gedruckt, in Polen gebunden wird und für die Folienkaschierung nach Tschechien reist. Das alles geht natürlich zu Lasten unserer Umwelt.
Kay möchte die Buchproduktion ganzheitlich besonders unter Umweltaspekten betrachten und mit Matabooks neue Wege gehen. „Mit unseren Büchern aus Graspapier und Samenpapier nehmen wir der Natur etwas, nutzen es und geben es der Natur wieder zurück,“ sagt Kay. Dieser geschlossene Kreislauf ist ihm wichtig, so entstand auch der Name. „Mata“ bedeutet auf indisch Mutter und steht bei Matabooks für den Respekt gegenüber Mutter Natur.
Graspapier – Was macht den Unterschied?
Entwickelt wurde das Graspapier von Uwe D`Agnone, der es in seinem Unternehmen Creapaper hauptsächlich für die Herstellung von Verpackungen einsetzt. Das Graspapier für den Einsatz im grafischen Bereich besteht aktuell zu ca. 50 Prozent aus Gras, genauer gesagt aus Heu, weitere Bestandteile sind Altpapier und Zellstoff. Aufgrund einfacherer Verarbeitung verringert sich der Energieaufwand auf 1/50stel gegenüber der herkömmlichen Papierherstellung. Der größte Vorteil von Graspapier gegenüber Papier aus Holzzellstoff liegt im geringen Wasserverbrauch. Für die Herstellung von 1 Tonne Grasfasern werden max. 2 Liter Wasser benötigt, für die gleiche Menge Holzzellstoff werden zwischen 5000 – 8000 Liter Wasser verbraucht. Hättet Ihr das gedacht?
Gras ist ein heimischer Rohstoff, der in ausreichender Menge zur Verfügung steht und schnell nachwächst. Somit sind die Transportwege kurz und der CO2 Ausstoß kann verringert werden. Das Holz für die herkömmliche Zellstoffherstellung wird zu großen Teilen z.B. aus Schweden (20,7 %), Finnland (18,4 %) und Brasilien (7,7 %) importiert. Wusstet Ihr, dass nur 17 Prozent der für den deutschen Papierverbrauch eingesetzten Holzmenge aus heimischen Wäldern stammen?
Kay fragte sich, warum dieses Papier nicht auch für die Buchherstellung genutzt wird. So begann er mit Graspapier, Biofarben auf Wasserbasis und wasserbasiertem Klebstoff zu experimentieren. Die Bücher, die er hier auf der Leipziger Buchmesse vorstellt, sind in reiner Handarbeit entstanden, also alles Unikate.
Matabooks – Crowdfunding auf startnext
Jetzt sollen die ersten gedruckten Notizbücher und der Roman „Das Flüstern der Rebellion“, geschrieben von Sophie Marlene Frohnauer (15) in die Produktion gehen. Dazu braucht Kay Eure Unterstützung. Er hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um Material- und Druckkosten für die erste Auflage seiner Bücher zu finanzieren. Auf der Crowdfunding-Plattform startnext findet Ihr neben einem Video auch viele weitere Informationen rund um das Buch-Projekt.
Als Dankeschön für Eure Unterstützung, könnt Ihr neben Postkarten und Notizbüchern auch das erste komplett vegane Buch aus Graspapier dort bereits bestellen. Es soll in einer limitierten Auflage von 1.000 Stück erscheinen und kann vielleicht zu einer echten Rarität werden.
Matabooks – sinnlich und nachhaltig
Kay möchte mit Matabooks vegane Bücher für Groß und Klein, Notizbücher, Kalender und vieles mehr aus Graspapier nachhaltig herstellen. Mit seinen veganen, fairen und ökologischen Produkten will er ein Umdenken auf dem Buchmarkt anregen. Denn seine Bücher können entweder als Hingucker im Bücherregal landen oder wenn nicht mehr gebraucht, recycelt werden. Das Cover aus Samenpapier kann sogar eingepflanzt zur Bienenweide erblühen.
Für seine Bücher arbeitet er bevorzugt mit jungen Künstler/innen zusammen, die gern Geschichten schreiben oder gut zeichnen können. Junge Leute wünscht er sich auch als Zielgruppe, seine Alternative zum Smartphone? 😉
Mit veganen Büchern aus Graspapier kann der Waldbestand geschont, der CO2 Ausstoß reduziert und große Mengen an Wasser eingespart werden. Außerdem minimieren sich die Transportwege und der Recycling-Kreislauf wird durch den Einsatz nachhaltiger Rohstoffe optimiert.
Von jedem verkauften Buch spendet Kay zudem 10 Cent an die Organisation „Anders sehen e.V.“, die Bücher für blinde Kinder herstellt.
Das klingt alles sehr verlockend, aber: „Wie nachhaltig ist das Graspapier-Buch gegenüber einem E-Reader, der verbraucht gar kein Papier und darauf kann ich viele Bücher lesen?“ frage ich Kay. „Bei der Herstellung eines E-Readers oder anderer elektronischer Lesegeräte wird zwar kein Papier verbraucht, die dafür benötigten Rohstoffe sind zum einen nur in begrenzter Menge verfügbar und zum Anderen werden einige häufig unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen aus dem Boden geholt.“
„Außerdem kann man einen E-Reader nicht kompostieren.“ meint Kay und ergänzt: „Ich wünsche mir, dass sich die Menschen mit meinen Büchern auf Grund ihrer Haptik, ihres Duftes und ihres Designs, intensiver beschäftigen. Sie sollen sich Zeit nehmen, sich auf Graspapier-Bücher einlassen, weil so viele Sinne angesprochen werden.“ Dann philosophiert Kay noch ein wenig, wenn er sagt: „Ein Bücherregal spiegelt für mich die Seele eines Menschen wieder.“