Toff und Zürpel, das sind Marie Nestler und Markus Glandt. Auf dem Jakobsweg in Spanien haben sie sich kennengelernt. Inzwischen ist aus der Begegnung der Münchnerin und Sachsen eine fruchtbare Ideenschmiede gewachsen. Wir haben sie in ihrer Manufaktur besucht.
Neu entdeckt: Bienenwachstücher als Lebensmittelverpackung
Eine Entdeckung, die sie vor Jahren auf Reisen machten, ließ sie nicht mehr los. Vor einem Jahr gründeten sie ihr Start Up in Dresden und sind seitdem stetig am wachsen. Was da im Dresdner Stadtteil Übigau entsteht, ist im engeren Sinne nicht Neues: Die beiden produzieren Bienenwachstücher als umweltschonende Verpackungsalternative.
„Die positiven Eigenschaften von mit Bienenwachs und Harz getränkten Tüchern sind schon seit dem Altertum bekannt,“ erklärt uns Marie in ihrer kleinen Büro-Nische, die direkt an die Werkstatt grenzt. Auch die Römer wussten wohl schon, dass mit Bienenwachs überzogenes Obst länger haltbar ist.
Plastik ist tabu
„Folien und Plastikverpackungen, um damit Lebensmittel einzuwickeln, sind für uns selbst schon lange tabu,“ meint Markus. „Wir haben unsere eigenen Tücher teilweise schon Jahre in Gebrauch. Sie lassen sich leicht reinigen und immer wieder verwenden. Bienenwachstücher sind einfach die ideale Alternative. Sie lassen die Lebensmittel atmen, wirken antibakteriell und sind wasserdicht.“ Das wollen wir natürlich ausprobieren.
Ich gebe zu, bis zu unserem Besuch bei Marie und Markus war mir nicht klar, was man mit Bienenwachstüchern alles tun kann und wie praktisch sie wirklich sind. Nur durch Handwärme lassen sich die Tücher in Form bringen. Schüsseln und Behälter mit Lebensmitteln lassen sich so wunderbar abdecken. Wir machen den Auslauftest: Tatsächlich. Die Milch tropft nicht aus der mit einem Bienenwachstuch verschlossenen Schüssel. Und meine Hände haben gleich noch ein bisschen Pflege bekommen.
Fettig sind sie deshalb nicht geworden. Obst, Gemüse, Brot oder Käse lassen sich einfach einwickeln und das Papier hält Feuchtigkeit und Geruch im Behälter, bzw. am Lebensmittel. Fisch und Fleisch sind allerdings tabu. Nun wollen wir natürlich mehr wissen. Marie und Markus nehmen uns mit in ihre Werkstatt und weihen uns ein kleines Stück weit in ihre experimentelle Welt ein. Begonnen habe alle in der heimischen Küche. „Das war eine Sauerei“, meinen die Beiden. Jetzt steht die Rezeptur, Grundstoffe sind gefunden und das Equipment professionalisiert.
Bee Wraps zur Konservierung
Das geniale Prinzip der Bienenwachstücher zur Konservierung, Haltbarmachung und Verpackung, die sich auch einfrieren lässt, hat nicht nur Marie und Markus alias Toff unf Zürpel verleitet, die Geschäftsidee ‚Wachstücher‘ auszubauen. Der „Trend“ kam aus Amerika. Mittlerweile kann man die Bee Wraps auch bei Amazon finden. Was ist der Unterschied zu eurem Produkt, wollen wir wissen? „Die Konkurrenz arbeitet nicht wirklich „bio“. Wir wollen einfach das Alles stimmt. Die gesamte Wertschöpfungskette soll nachhaltig und ökologisch verträglich sein,“ erklären uns die Jungunternehmer. Durch die Zusammenarbeit mit Künstlern drücken sie ihren Bienenwachstüchern und der nachhaltigen Verpackung außerdem einen individuellen Stempel auf.
Nichts wird künstlich gefärbt. Die Farben der Tücher bestimmt der Baumwollstoff, der in Deutschland gewebt wird.
Das Bienenwachs stammt aus der Demeter-Imkerei Heinrichsgarten in Dresden. Wächst der Betrieb, müssen sich Marie und Markus allerdings nach einem weiteren Lieferanten umsehen.
Bienenwachs als Überschuss-Produkt
Bienenwachs entsteht überall dort, wo Bienen natürliche Waben bauen können. Durch Einschmelzen überschüssiger Waben entsteht das Bienenwachs – im Heinrichsgarten ohne Rückstände und in einer sehr reinen Form. Meist wird das Wachs für Kerzen verwendet. Auch in Kosmetik und Farben findet es Anwendung. „Wir finden es schön, das Produkt, für das sich die Bienen abrackern, nicht zu verbrennen, sondern das Wachs für etwas zu verwenden, was lange Bestand hat“, sagt Marie, die im Umweltmonitoring gearbeitet hat.
Das Kiefernharz, das in die Herstellung mit einfließt, stammt aus einer traditionellen Pecherei aus Österreich. Das kaltgepresste Bio-Kokosöl aus fairem Handel. Verpackung und Etiketten werden aus Graspapier hergestellt.
In ihrem Zweimannunternehmen machen Marie und Markus alles von Hand. Von der Konzeption, über die Produktion, bis zum Labelkleben. Das macht das Produkt so echt und lebendig. Der Vertrieb läuft über die hiesigen Bioläden, Märkte und Messen, auf denen die Beiden auch noch alleine stehen. Ach ja. Wäre das noch der Onlineshop, über den die Bienenwachstücher in unterschiedlichen Sets und Größen bestellt werden können. Wir können sie nur empfehlen!