Von Adina, 28. Juni 2012

Fast lautlos durch Dresden – Probefahrt mit dem Golf Blue-e-Motion

Elektroautos sind vermeintlich groß im Kommen. Fast kein Hersteller kann es sich heutzutage noch leisten, nicht zumindest seine Fühler in diese Richtung auszustrecken. CO2-Grenzwerte, allgemeine Stimmungslage seitens der Bevölkerung und eventuelle staatliche Förderungen lassen E-Mobile mittlerweile als erstrebenswerte und machbare Alternative zum benzingetriebenen Fahrzeug erscheinen.

VW-Blue-e-Motion vor VW-Manufaktur

Nicht verwunderlich folglich, dass der VW-Konzern momentan einen weltweiten Flottenversuch durchführt, um die Alltagstauglichkeit des Golf Blue-Emotion unter Beweis zu stellen bzw. ihn an die Anforderungen der Benutzer bis zum wahrscheinlichen Start der Serienproduktion 2013 weiter anzupassen.

Erster Eindruck des VW Blue-e-Motion

Bevor wir von der Gläsernen Manufaktur zu einer Probefahrt aufbrechen konnten, hieß es erst einmal einen ausgiebigen Blick auf den modifizierten Golf zu werfen. Äußerlich sieht man dem Blue-e-Motion das E-Mobil nicht an, was durchaus in unserem Sinne ist. Öffnet man jedoch die Motorhaube springen sofort die riesigen, orangenen Stromkabel ins Auge.

Kofferraum offen mit Kabel

Den über 300 Kilo schweren Lithium-Ionen-Akku hat VW geschickt im Kofferraum, unter der Rücksitzbank und im Mitteltunnel der Fahrgastzelle untergebracht. Dort fällt er nicht auf und nimmt auch keinen Stauraum weg. Optisch eine perfekte Lösung!

VW-e-Golf Solardach

Auf dem Dach hat VW eine kleine Solarzelle angebracht, mit deren Hilfe die Fahrzeuglüftung betrieben wird. Auch das hilft Stromsparen, zumal die Batterie bei Elektroautos – bedingt durch die Motorabwärme – noch für die Heizung zuständig ist.

Unter dem Tankdeckel verbirgt sich der Anschluss für das 400 V-Starkstromkabel, ein zweiter Anschluss findet sich unter dem VW-Zeichen an der Front. Bis zum Serienstart im nächsten Jahr soll auch noch ein Adapter für normalen Hausstrom vorhanden sein, um die Lademöglichkeiten des Blue-e-Motion zu erweitern.

Ladekabelanschluss unter Tankdeckel

Apropos laden: Mit Starkstrom dauert das Aufladen der Batterie von 0-100% Leistung knapp 4 Stunden, wobei die Batterie nach bereits knapp 2 Stunden über 80% ihrer Leistung verfügt. Mit 230V sollen laut Hersteller 8 Stunden zur vollständigen Wiederaufladung benötigt werden.

Probefahrt mit dem VW E-Golf durch Dresden

Dreht man den Zündschlüssel passiert erst einmal nichts. Das Strompedal sollte trotz der vermeintlichen Sicherheit nicht betätigt werden, der Golf läuft bereits. An diesen Umstand, der nur an der Armatur abgelesen werden kann, muss man sich erst einmal gewöhnen. Ein beherzter Tritt aufs Strompedal lässt den Blue-e-Motion nach vorn sprinten.

Instrumentenanzeige beleuchtet

Verzögerungen fallen dank des Stromaggregates weg; wer nicht auf den Akku achten muss, der kann an der Ampel die meisten besser motorisierten PKWs stehen lassen. Allzu oft sollte man dies jedoch nicht betreiben, denn der Kick-Down lässt die maximale Reichweite von 150 km schlagartig in den zweistelligen Bereich sinken. Damit hörgeschädigte oder unachtsame Straßenverkehrsteilnehmer nicht unnötig gefährdet werden, machen die beiden Lautsprecher im „Motorraum“ bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h ordentlich Lärm; fährt man schneller, fällt der Golf wieder in den lautlosen Modus zurück.

Thomas und Herr Koch beim Fahren

Das Fahren an sich ist ein echtes Erlebnis. Rein von der Beschleunigung her würde man nie vermuten, in einem Golf zu sitzen. Ruhig und – bis auf die Lautsprecher auch lautlos – gleitet man im Stadtverkehr dahin. Dank der Rekuperation – der Rückgewinnung von Strom durch das Bremsen, welches der Blue-e-Motion in drei unterschiedlich starken Stufen anbietet – lässt sich auch eine akkuschonende Fahrweise realisieren.

Für wen lohnt sich der Kauf des VW Blue-e-Motion?

VW fährt hier eine interessante und realistische Strategie. Der Blue-e-Motion als Zweitwagen für die Stadt ist in unseren Augen nur für Besserverdienende interessant, da sein Einführungspreis wohl wesentlich über dem des Standard-Golf liegen dürfte. In Hinblick auf die Ladezeit und die fehlende Infrastruktur in Sachen Ladestationen kann das Elektromobil nur im städtischen Verkehr genutzt werden. Auf der Kurzstrecke fährt der Golf seine vollen Stärken aus.

VW-e-Golf laden an Ladestation

Als zweite Zielgruppe lassen sich Institutionen und gewerbliche Nutzer – etwa aus dem Dienstleistungssektor – ausmachen. Hierbei würde sich der anfangs höhere Kaufpreis schneller wieder amortisieren. Doch um den Blue-e-Motion für diese Käufer interessant zu machen, muss VW erst klären, inwiefern Kunden einen neuen Akku erhalten, wenn der alte – bei einer geschätzten Lebensdauer von 3-4 Jahren – die Leistung verliert.

VW E-Golf – Unser Fazit

VW-e-Golf aussen seitlich

Elektroautos – und der Blue-e-Motion ist ein sehr gutes – sind für den Stadtverkehr eine lohnende Alternative, wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmig ist. Genau hier liegt der Knackpunkt: Nachhaltigkeit und Umweltschutz mögen zwar oft und gern genannte Begriffe sein, wenn sie sich für den Privatnutzer hingegen in einen erheblichen finanziellen Mehraufwand niederschlagen, wird er dies kaum in Anspruch nehmen. Dies wäre dann doch etwas zu idealistisch. Für den Dienstleistungssektor und Institutionen hingegen könnten E-Mobile in naher Zukunft eine rentable Alternative darstellen. Dem Konzept des Blue-e-Motion wäre es zu wünschen!

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