Kürzlich las ich im Newsletter der BioFach einen Bericht von Wolfgang Hubert mit dem Titel „Vegane Weine braucht das Land“.
Ganz persönlich finde ich das Thema etwas überstrapaziert. Häufig wollen Leute vegane Weine kaufen, wissen aber gar nicht warum eigentlich. Der Artikel beschreibt sehr ausführlich welche tierischen Bestandteile bei der Verarbeitung im Keller Verwendung finden können. Es handelt sich um Kasein, Eiklar, Gelatine und Co., die Winzer zur Klärung und Schönung Ihrer Weine einsetzen können. Außerdem zeigt der Bericht auch Alternativen auf.
Das wollte ich genauer wissen und habe einigen Weinbauern, zu denen ich persönliche Kontakte pflege, folgende Fragen gestellt und interessante Antworten erhalten:
Ist veganer Wein ein Thema für Sie?
Horst Hummel – Ungarn – Vilany: Veganer Wein? Nein.
Familie Rinklin – Deutschland – Kaiserstuhl: Im Prinzip sehe ich das wie Sie, nämlich auch ein wenig überbewertet. Nichts desto trotz werden wir, bevorzugt aus Naturkostkreisen, immer wieder danach gefragt. Unsere Weine sind alle Vegan, auch wenn wir das nicht mit einem weiteren Siegel bewerben.
Familie Stagard – Österreich – Kremstal: Ja, wir bieten die Weine bewusst an!
Benutzen Sie „tierische Mittel“ wie Kasein, Eiklar, Gelatine o.ä. bei der Weinherstellung im Keller?
Horst Hummel: NEIN.
Familie Rinklin: NEIN, aus unserer Sicht haben tierische Produkte aus Prinzip nicht wirklich was im Wein verloren.
Familie Stagard: NEIN, wir benutzen keine tierischen Mittel.
Wenn NEIN, was verwenden Sie z.B. zum Klären von Wein?
Horst Hummel: Wenn wir schönen, schönen wir mit Bentonit. Most für Sektgrundwein, Rosé und Weißwein lassen wir über Nacht absetzten und ziehen ihn dann vom Depot ab.
Familie Rinklin: Das Klären der Weine machen wir auf ganz natürliche Art: Wir warten einfach, bis sich die Hefe weitgehend angesetzt hat und filtrieren dann Mittels Papierschichten. Dies muss sowieso als Füllvorbereitung gemacht werden, daher entsteht dadurch nicht einmal ein zusätzlicher Arbeitsgang. Man muss natürlich im Vorfeld sehr sorgsam arbeiten, damit man nicht mit allen möglichen Helferlein hinterher korrigieren muss.
Familie Stagard: Wir benutzen Erbsenproteine.
Wollen Sie in Zukunft bewusst vegane Weine anbieten?
Horst Hummel: Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.
Familie Rinklin: Da wir einen nicht unbeträchtlichen Teil unserer Weine über den Naturkosthandel absetzen, kann es gut sein, dass wir das irgendwann mal stärker kommunizieren, derzeit steht es aber (noch) nicht zur Diskussion. Wir möchten mit unseren Weinen durchaus auch „konservative“ Weintrinker ansprechen. Mit der offensiven Bewerbung als veganer Wein wird man von diesen Kunden aber eher als „Nischenproduzent“ angesehen und das möchten wir vermeiden.
Familie Stagard: Ja, das tun wir bereits, weil all unsere Weine vegan sind.
Ich war überrascht, dass die von mir befragten BIO-Winzer alle veganen Wein herstellen, nur nicht so viel darüber reden. Und der eine oder andere hat, aus meiner Sicht verständlicher Weise, die Befürchtung, wie vor Jahren noch beim „BIO-Wein“ als Nischenproduzent „abgestempelt“ zu werden.
Liebe Weinliebhaber/innen, wir sind also auch gefragt, tolerant und unvoreingenommen Weine zu genießen und danach zu beurteilen, ob sie gut waren. Meine aufgeführten Beispiele sind nicht repräsentativ, aber ich glaube, dass viele engagierte Bio-Winzer genau so arbeiten und Bio- und veganen Wein herstellen.
Nun kann ich Herrn Wolfgang Hubert freundlich entgegnen. „Vegane Weine braucht das Land“ – war gestern. Vegane Weine hat das Land schon jetzt und wahrscheinlich viel mehr als wir ahnen! Manchmal ist es nur besser man spricht nicht so laut davon!
– Wie ist Ihre Meinung zu veganen Weinen?
– Haben Sie schon bewusst veganen Wein gekauft oder getrunken?
– Ist „vegan“ für Sie eine wichtige Kaufentscheidung?
Ich freue mich über Ihrer Meinungen.
Nicht einmal alle Winzer die biologisch arbeiten wollen in eine Schublade gesteckt werden und verzichten deshalb teilweise sogar aufs Biosiegel. Ich vermute das es mit den veganen Weinen ebenso ist: Die Angst vor dem Schubladendenken.
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. In meinen Gesprächen mit verschiedenen Bio-Winzern war das „Schuladendenken“ und negative Erfahrungen mit der Bezeichnung „Bio-Wein“ oft ein Thema.
Es würde ja schon genügen, wenn auf dem Flaschenetikett die grüne Vegan-Blume abgedruckt wäre. Wer nicht vegan lebt, dem wird sie gar nicht auffallen und er würde sich daran sicherlich nicht stören. Für Veganer wäre es aber hilfreich, beim Aussuchen des Weines.
Da gebe ich Ihnen Recht, das wird sicher auch mehr und mehr passieren. Ich kann die Winzer verstehen, wenn sie vorsichtig mit weiteren „Siegeln“ umgehen, da es leider – auch aus Unkenntnis -Menschen gibt die sagen: “Oh Gott, vegan, der Wein schmeckt bestimmt nicht.“ Das haben viele Winzer, die bereits vor langer Zeit auf BIO umgestellt haben, schon mal erlebt.