Von itti, 21. Mai 2012

Der Feldzug gegen das Licht – Was fangen wir mit „Bulb Fiction“ an?

Plakat Bulb FictionDie Europäer verbrauchen zu viel Energie. Nun nahm es Brüssel in die Hand, das Stromspargebot, das die Bürger offenbar nicht ernst genug genommen haben, per Gesetz zu erzwingen. Am 1. September 2011 griff die dritte Stufe des Glühlampen-Ausstieges in der Europäischen Union. Bereits schon 2009 war das Verbot, 100 Watt-Glühlampen zu produzieren, in Kraft zu getreten. Letztes Jahr folgten die 60 Watt. Dass die herkömmliche Glühbirne nur einen geringen Prozentsatz ihrer verbrauchten Energie in sichtbares Licht und den größten Anteil in Wärme umsetzt, machte ihr innerhalb der EU-Energiesparpolitik den Gar aus. Als richtiger Weg zur Energieeffizienz ersetzt nun die sogenannte Energiesparlampe die alten Leuchtmittel in privaten Haushalten flächendeckend.

Herkömmliche Glühlampen sind mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 1000 Stunden und einer Lichtausbeute von etwa 10 Lumen pro Watt natürlich der argumentative Verlierer gegenüber der Energiesparlampe mit einer, laut Hersteller, angegebenen Lebensdauer von mindestens 10 000 Stunden und 60 Lumen pro Watt. Obwohl Energiesparlampen ein Vielfaches von Glühbirnen kosten, sei es einfach, an Hand dieser objektiven Zahlen, die Wirtschaftlichkeit von Energiesparlampen zu errechnen. Obendrein klingt das Versprechen, damit auch noch etwas Gutes für Mensch und Umwelt zu tun, einleuchtend. Denn wenn die Experten in der EU verlautbaren, dass die Glühbirne verboten gehört, dann glauben wir das doch. Wer kann da schon widersprechen, wenn Politik, zumal EU-weit und Industrie sich einig sind. Also beginnt das große Umrüsten. Discounter und Einrichtungsriesen, wie Ikea, die Energiesparlampen für den europäischen Markt in Massen in Indien, Afrika und Südamerika produzieren lassen, sorgen für fallende Preise.

defekte LeuchtstoffröhrenDass das, was von der EU als Wohl für die Menschheit verkauft wurde, Haken hat, dass Energiesparlampen nicht halten, was sie versprechen und obendrein noch eine Gefahr für die Gesundheit darstellen, wird nebenher schon lange, wohl aber zu leise diskutiert. Die Vorwürfe des Lobbyismus innerhalb des EU-Parlaments, dass mit dem Glühlampen-Verbot in erster Linie die Interessen der Wirtschaft bediene, verhallt.

Da die Verbraucher nicht langfristig genug dächten, hat man der freien Entscheidung, wie man seine privaten Wohnräume beleuchte, nun einen Riegel vorgeschoben und den Bürger nun illuminativ entmündigt. Einer, der das Problem genau in dieser Richtung Mayer und Gieselmann vor Plakatdenkt, ist Christoph Mayr. In seinem Dokumentarfilm „Bulb Fiction“, der Ende Mai in die deutschen Kinos kommt, nimmt er das Glühlampen-Verbot zum Anlass „um Macht und Machenschaften der Industrie, sowie den Widerstand gegen die Richtlinie zur Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten zu portraitieren. Es geht um die Macht der Industrie und ihrer Lobbys, die Verstrickung der Politik in diese Machtstrukturen, um Profit und Scheinheiligkeit, um bewusste Fehlinformation“ und nicht zuletzt um das persönliche Wohlergeben der Verbraucher. Bei der Premiere des Films am Freitag in der Schauburg in Dresden, zeigte sich das Publikum bei der anschließenden Diskussion mit Experten von Greenpeace und Umweltinstitutionen, angesichts der recherchierten Fakten, schockiert und sprachlos.

Dokumentationen wie „Bulb Fiction“ bemühen sich für uns Bürger, mit aufwendigen Recherchen, um etwas Information, Aufklärung und Denkanstösse, in diesem Fall über die Verwendung von „Energiesparlampen“. Dabei empören mich zwei Dinge besonders, zum einen, dass ich als freier Bürger nicht selbst entscheiden kann, welche Leuchtmittel ich verwenden möchte, zum anderen, dass mit der Leuchtstoffröhre eine Technologie bevorzugt wird, von der wir nicht sicher wissen, ob sie wirklich Energie einspart, offensichtlich aber krank macht und das Entsorgungsproblem Quecksilber ebenso nicht gelöst ist.

Solche Entscheidungen sind schwer nachvollziehbar. An dieser Stelle möchte ich an meinen Artikel aus 2008 auf Utopia erinnern, in dem ich diese Problematik, unter dem Titel „Pro Glühlampe – oder Stromsparen für den Sondermüll“ bereits angespochen hatte. HeadballKlasse finde ich Initiativen wie „HEATBALL®“ von Dr. R. Hannot und Dr. Siegfried Rotthäuser, die in Form eines Kunstprojektes bürgerlichen Widerstand gegen unüberlegte, diktatorische Entscheidungen in der EU zeigen.

Einige Aussagen, insbesondere von Politikern, in diesem Film sind so abstruß, dass es das Publikum im Kinosaal in Gelächter ausbrach. Bei Szenen, in denen gezeigt wurde, unter welchen Bedingungen „Energiesparlampen“ in Asien hergestellt, oder in Europa entsorgt werden, gab es nichts zu lachen.

Energie sparen kann ich auch wunderbar ohne Energiesparlampen, die es bisher nicht in meine Wohnung geschafft haben. Licht und andere elektrische Geräte werden nur eingeschaltet, wenn ich sie wirklich brauche. Schalter an Verteilerdosen ermöglichen das völlige Trennen der Elektrogeräte von der Stromzufuhr. Bei der Waschmaschine kann ich durch eine Zeitauswahl, das Waschprogramm verkürzen, oder beim Geschrirrspüler eine niedrigere Temperatur wählen. Außerdem besitze ich eine Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr, fahre auch längere Strecken lieber mit der Bahn als genervt im Auto zu sitzen. Es gibt noch so viel mehr zu tun, als sich mit einer Energiesparlampe ein sauberes Gewissen zu kaufen. Seien Sie kritisch und denken Sie nach!

Aktualisierung
Seit geraumer Zeit sind die Heatballs leider verboten. Ein Gericht hatte festgestellt, dass sie in Deutschland nicht verkauft werden dürfen.

Plakat und Fotos: © Thimfilm

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