Auffällig jung ist das Publikum bei der Ethical Fashion Show in Berlin. Auch die Designer und Hersteller gehören, wie die Organisatorinnen des zeitgleich im Hotel Adlon Kempinski stattfindenden GREENshowroom einer ganz neuen Generation an. Es geht um Mode und Design, um Avantgarde und Eleganz und selbstverständlich um Ethik und Nachhaltigkeit. „Wir wollen keine unethische Mode machen und wir waren uns immer sicher, das modisches Design und faire und nachhaltig produzierte Textilien kein Widerspruch sein müssen“, erklärte uns Magdalena Schaffrin im Livona-Interview. Es ginge um Luxus, aber eben nicht um grenzenlosen Konsum. Gemeinsam mit Jana Keller hat sie vor drei Jahren den GREENshowroom ins Leben gerufen. „Wir sind beide Designerinnen im High-End-Bereich, für die das Design an erster Stelle steht. Trotzdem konnten wir uns nie vorstellen, im konventionellen Bereich zu arbeiten. Als wir beide damit anfingen, Ökomode zu designen, gab es für uns und ähnlich arbeitende Labels keine Plattform, auf der wir uns angemessen hätten präsentieren und für unsere Ideen werben können, so haben wir kurzerhand die Sache selbst in die Hand genommen“, so Schaffrin.
GreenShowRoom: Fachmesse für Green-Luxury
Als größte und bekannteste Fachmesse für Green-Luxury in Berlin präsentierte der GREENshowroom nun schon zum sechsten Mal in Folge nationale und internationale Labels für nachhaltige Mode, Accessoires und Lifestyle-Produkte im High-Fashion-Segment. Die parallel zur Fashion Week Berlin stattfindende Schau ist zu einer Institution mit gestiegenen Wachstumsraten geworden und sorgt zusehens für Aufsehen. Magdalena Schaffrin erzählte uns im Gespräch in einer der Suiten des Adlon, dass sie sich besonders über den internationalen Zuwachs aus den USA und Südamerika freue. „Das zeigt uns, dass unser Konzept aufgeht. Wir sehen, dass sich die Öffentlichkeit immer mehr dafür interessiert, Ökologie und Luxus zusammenzubringen, nicht nur in Europa. Konsumenten kaufen Mode nicht nur deshalb, weil sie Öko ist. Design und Qualität müssen stimmen. Die Modeindustrie hat nur dann eine Zukunft, wenn das Gesamtpaket stimmt.“ Magdalena Schaffrin und Jana Keller wollen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Modebusiness zu drehen. Dafür will man weiter wachsen.
Öko-Bewusstsein bei jungen Designern stärken
Wir fragen Magdalena Schaffrin nach ihrer Ausbildung und ob nicht schon dort der Grundstein für ihre heutigen Ideen gelegt worden wäre. Sie winkt ab. Im Studium seien die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit kein Thema gewesen. Die eigene Sinnsuche und ihre Vorliebe für natürliche Materialien habe sie dazu veranlasst, nach Alternativen zu suchen. „Ich habe während meiner Ausbildung viel recherchiert und wusste schnell, das ich nicht in die konventionelle Branche rein wollte.“ Um selbst noch kreativ zu sein, ist längst keine Zeit mehr. Neben der Organisation des zweimal jährlich stattfindenden GREENshowroom und der Ethical Fashion Show(zum zweiten Mal in Berlin als unabhängige Messe im eWerk), ist Magdalena Schaffrin als Dozentin tätig um noch ein Stück weit mehr das Bewusstsein, nicht nur bei den Konsumenten, sondern zu allererst auch bei den jungen Designern, für grüne Mode zu stärken. (Übrigens trägt Magdalena Schaffrin ein Herz von „SeeMe“, einer Marke die sich als Bewegung für Produkte mit Sinn versteht. Die Schmuckstücke werden in den Slums von Ankara, von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, gefertigt. SeeMe nutzt den Luxus von Handarbeit gepaart mit der Einfachheit des Designs, um soziale Botschaften zu vermitteln. Auch das kann Mode leisten.)
Eco-Messen bieten keine ausreichende Plattform für Mode
Ganz in diesem Zeichen steht auch ihre Entscheidung sich ganz der Messeorganisation zu widmen und ihrem eigenen Label, zumindest vorerst, den Rücken zu kehren. Bis zum Startpunkt des gemeinsam mit der Messe Frankfurt gegründeten GREENshowrooms hätten gestandene Eco-Messen ihre Visionen von nachhaltiger Qualitäts-Mode nicht passend positioniert. Dass die Schau nun seit 2009 in einem luxuriösen Haus, wie dem Adlon in Berlin, stattfindet, ist für Magdalena Schaffrin kein Widerspruch. Natürlich sei es wunderbar, wenn es vor Ort ein Öko-Hotel gebe, dann würde man sofort dahin umziehen. Es sei aber wichtig, in unmittelbarer Nähe zum Standort der Fashion Week, Besucher von dort herüber zu locken. In Anbetracht dessen, dass man keine teuren Messestände aufbauen und diese im Anschluss wieder entsorgen müsse – als Ausstellungsraum werden die Suiten genutzt – seien die Räumlichkeiten durchaus nachhaltig. Der Gedanke ist nachvollziehbar.
exklusive Salonshow zeigt High-End-Mode im Stil großer Label
Hoch professionell und ganz dem Luxus verschrieben verlief die Salonshow für Fachbesucher, Pressevertreter (darunter auch Livona) und geladene Gäste. Die Art der Präsentation der Kreationen von ausgewählten Designern des GREENshowrooms und der Ethical Fashion Show erinnerte sehr deutlich an die großen Schauen bekannter Luxus-Labels. Wobei sich die Organisatorinnen auf die bewusste Auslese geeigneter weiblicher Models, die nicht zwangsläufig dem genormten Laufstegideal entsprechen, beriefen.
Die Organisatoren zogen nach dem Ende der Schauen am Samstag eine positive Bilanz mit Aussicht auf weiteres Wachstum. Die Livona-Redaktion stieß in vielen Gesprächen mit Kreativen und Schöpfern auf spannende Geschichten und Ideen, die in der Masse überzeugten und neugierig machten. Veranstaltungen wie der GREENshowroom sprechen nicht jeden an, aber sind treibende Kräfte neue Verkaufargumente zu schaffen und das Bewusstsein dafür zu stärken, nachhaltiger zu produzieren und die Massenausbeutung im Modebusiness zu bekämpfen.
Der nächste GREENshowroom findet vom 16. bis 18. Januar 2013 im Hotel Adlon Kempinski, Berlin statt.