Nicht nur Barak Obama, auch wir von Livona waren am 18. Juni 2013 in Berlin. Horst Hummel, ein engagierter Winzer, hatte uns eingeladen, seine Weine zu verkosten. Wir begleiteten Ihn auf seinen alltäglichen Wegen durch Berlin und ließen uns in seiner „Auskocherei“ bewirten. Als leidenschaftlicher Koch bekocht er gern Gäste in seiner „Suppenküche“.
Im Stadtteil Prenzlauer Berg werden wir mit einem rustikalen Frühstück empfangen. Wir lassen uns Schinken, Melone, Spiegelei, Brezeln und Milchkaffee munden und sind ganz schnell in ein Gespräch über die Leidenschaft zum Wein vertieft. Schon in seiner Jugend in Schwaben hat sich Horst Hummel mit Wein beschäftigt, dem Regionalen wie Trollinger und Co. Er reiste viel durch die Welt und landete irgendwann auf einem Zeltplatz in Meursault im Burgund, wo er einen Meursault aus einem Blechbecher trank und dabei (oder trotzdem) feststellte – „So kann Wein schmecken.“ Von da an war er endgültig infiziert und der Genuss guter Weine, verbunden mit mehr und mehr Wissen darüber, eine seiner Passionen. Anfang der neunziger Jahre zog es den jungen Anwalt nach Berlin, in die „einzige Metropole Deutschlands“.
Wie Horst Hummel seine Weingärten fand
Die Tätigkeit als Anwalt ist dem Weltenbummler und Kreativkopf zu wenig. Wir haben Winzer Horst Hummel auch als Philosoph, Schriftsteller, Kunstliebhaber, Koch aus Leidenschaft und jetzt sogar als Ungar aus Überzeugung kennen lernen dürfen. Zum ungarischen Wein kam er auf der Rückreise aus der Vojvodina, der Heimat seiner Vorfahren, die auch Weinbau betrieben hatten. Auf der Suche nach der Gegend in Ungarn, wo der „beste Wein“ wächst, führte sein Weg sehr schnell nach Villány, ganz im Süden Ungarns. Dort kreiert er seit 1998 seine eigenen Weine. Seit 2008 bewirtschaftet er die Weingärten konsequent nach den Regeln des biologischen Weinbaus. Grund für die Umstellung ist seine Philosophie eines guten Weines: „Ich will Terroir-Weine machen, das geht langfristig nur mit Bio.“
Mit Horst Hummel durch Berlin
Sein Erfolg ist sicher auch die Nähe zum Kunden. Das erleben wir bei unserer „Dienstfahrt“ durch Berlin. Sein Weinlager befindet sich in einer alten Brauerei in Berlin-Kreuzberg, wo viele Händler ihre Weine lagern. In einem optimal temperierten, großen Gewölbekeller geht jede Weinflasche durch seine Hand, bevor sie im Versandkarton landet. Auch seine Berliner Händler und Gastronomen beliefert er persönlich. Er packt noch eine Flasche vom neuen Rosé Schiller ein und auf geht’s zur nächsten Station, der Arminius-Markthalle in Berlin-Moabit. Die Verkostungsflasche probieren wir, nach einem Einkauf für unser Abendessen, im ZunftGenuss, einem Geschäft für „Wein und andere gute Dinge“. Sofort wird geordert, was auf die Güte des Weines, oder auf das Verkaufstalent von Horst Hummel schließen lässt. Er verkauft „Hummel-Weine“, die zweitens aus Villány und erst an dritter Stelle aus Ungarn kommen, dadurch hat er auch keine Probleme, ungarische Weine im Osten Deutschlands zu verkaufen. Denn was wir bis 1990 aus Ungarn an Weinen kannten, entspricht bei Weitem nicht mehr unserem heutigen Genussempfinden.
Weinverkostung und Essen
Wieder zurück im Prenzlauer Berg beginnt unsere „Lange Nacht der Hummel-Weinverkostung“. Zum Programm gehören zwei Sekte, vier Weißweine und sechs Rotweine. Wir beginnen mit dem Pryxx Extra Brut 2010 und dem Pryxx Rosé Brut Nature 2010, zwei trockenen Jahrgangssekten, die klassisch in der Flasche vergoren wurden. Gefolgt von einem 2011er Bernstein Spätlese Süßwein, einem 2009er Villányi Hárslevelü-Lindenblättriger, gefolgt von einem 2008er Bernstein und einem 2009er Villányi Tramini-Gewürztraminer. Anschließend ging es in die Küche, wo Horst Hummel aus einem original ungarischen Huhn ein wunderbares Safranhuhn zauberte. Als Vorspeise kreierte er Ochsenmaulsalat mit Erdbeeren – ein schwäbisches Gericht. Kommentar von Adina: „Wer Fleisch mit Erdbeeren verfeinert, der kann nur gute Weine machen.“
Während das Huhn im Ofen zu seiner Hochform auflief und der Salat sich im fruchtigen Olivenöl wohlfühlte, ging es an die Rotwein-Verkostung.
Auf unserem Programm standen ein 2011er Villányi Portugieser, ein 2010er Villányi Kékfrakos, ein 2009er Loess und ein 2006er J.M.. Zum Abschluss konnten wir noch zwei Probefüllungen verkosten, zum einen einen 2011er Jammertal und zum anderen einen 2011er Spatz. Beide sind noch nicht erhältlich, sie werden demnächst erst in die Flasche kommen. Nach diesem ausgiebigen Programm hatten wir uns ein zünftiges Essen verdient. Der durch das Olivenöl und die Erdbeeren überaus fruchtige Ochsenmaulsalat erinnerte an geschmorte Zunge und schmeckte sehr gut zu einem Glas Lindenblättriger. Zum zarten, würzigen ungarischen Safranhuhn passte der Portugieser optimal.
Voll des Genusses eines intensiven Tages mit Winzer Horst Hummel in Berlin, machten wir uns recht spät auf die Rückreise nach Dresden. Im Gepäck viele Fotos und Videosequenzen, die noch bearbeitet werden müssen.
Wir möchten uns bei Horst noch einmal ganz herzlich für die Zeit mit Ihm bedanken.