Kaum zu glauben, dass Nissan schon 1947 das erste elektrisch betriebene Automobil vorstellte. Mit 60jähriger Erfahrung bringt das japanische Unternehmen nun das erste vollwertige Modellfahrzeug, dessen Emissionswert beim Fahren bei Null liegt, auf den deutschen Markt und spricht damit gezielt Kunden an, die an einer Vorreiterrolle gefallen finden und Unternehmen, die mit ausgesuchten Mitarbeiterfahrzeugen ihr Prestige stärken und ein Signal setzen wollen.
„Für Nissan kamen Kompromisse mit Hybridfahrzeugen nicht in Frage. Alle Forschung wurde in die Entwicklung eines reinen Elektroautos gesteckt. Mit der Einführung in Portugal und England vor einem Jahr – Ländern, die eine starke staatliche Förderung für Elektromobilität anbieten – ist es gelungen ein Fahrzeug vorzustellen, das man ernst nehmen kann. Der Leaf ist geräumig, nicht schwerer als Modelle in vergleichbaren Klassen und verfügt mit 330 Litern über einen angemessen großen Kofferraum. Wir sind uns bewusst, dass wir damit sehr viel Pionierarbeit leisten, der Leaf ist kein Volumenmodell,“ erklärt Tobias Ullrich, der Fachmann für Elektromobilität bei Nissan in Dresden.
Nissan Leaf – Ansprüche des Fahrers müssen zum Elektroauto passen
Mit Knapp 37 000 Euro – allein 15 000 Euro kostet der Akku – ist der Leaf eine Anschaffung, die vielleicht noch genauer überlegt sein will, als der Kauf eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. „Wir fragen interessierte Kunden ganz gezielt danach, ob diese Art Auto ihren Bedürfnissen angepasst ist, denn Leaf fahren, heißt bewusst planen, erklärt Tobias Ullrich, der selbst seit einigen Wochen den Leaf auf täglichen Fahrten testet (und mit 1,90 Meter Körpergröße bequem Platz im Innenraum hat).
Mit einer Reichweite von 170 Kilometern pro Akkuladung genügt der Leaf zwar den Ansprüchen des deutschen Pendlers, der im Durchschnitt 44 Kilometer am Tage fährt (90 Prozent der Pkw in privaten Haushalten in Deutschland legen weniger als 100 Kilometer am Tag zurück), ist damit aber kein Langstreckenmodell. Zwar gibt es inzwischen über 1500 Ladestationen in der BRD, doch genaue Planung von Ladezeiten, die zwischen 30 Minuten an der Schnellladestation und 12 Stunden ohne die empfohlene Heimladestation dauern können, ist notwendig. „Aber es ist planbar,“ plädiert Tobias Ullrich. Eine wichtige Stütze bei der Fahrzeugüberwachung ist das Telematiksystem „Carwings“, das die Reichweite permanent berechnet und anzeigt und tagesaktuell Ladestationen im unmittelbaren Bewegunsradius vorschlägt. Durch die Verbindung mit mobilen Telekommunikationsgeräten kann der Akkustand auch von der Wohnung aus abgerufen werden.
Nissan E-Mobil – Steuerfreiheit und geringe Wartungskosten
Dem hohen Anschaffungspreis lassen sich die geringen Wartungskosten, denn der Leaf ist nahezu wartungsfrei, entgegensetzen. Zwar hält sich Nissan auch beim Leaf an ein Wartungsintervall von 30 000 Kilometern, die Kosten dafür fallen aber kaum ins Gewicht. Zudem bietet Nissan eine fünfjährige Garantie auf den Akku und ein Jahr lang einen kostenlosen Abschlepp- und Ladeservice, wenn unterwegs doch mal der Strom ausgeht. „Nach einem Jahr sollte man die Planung im Griff und aus seinen Fehlern gelernt haben“, witzelt unser Kundenberater.
Mit Strom-Kosten von rund 3 Euro für 100 Kilometer schlägt das getriebefreie Elektroauto alle Benziner weit aus dem Feld. Wer fürchtet dafür nicht genug PS unter der Haube zu haben, der sei beruhigt. Der nahezu geräuschlose Viertürer erreicht mit einer durchzugsstarken und verzögerungsfreien Beschleunigung eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h. Der 80 kW (109 PS) starke Elektromotor leistet ein stolzes Drehmoment von 280 Nm und beschleunigt in nur 11,9 s auf 100 km/h. Bei jedem Bremsvorgang und beim Bergabfahren wird die Batterie automatisch geladen.
Bei unserer Testfahrt musste ich ganz schön aufpassen, die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten nicht zu überschreiten. Sobald man etwas Gas gibt, ist man im Handumdrehen bei 50 kmh und auf der Landstraße ganz schnell bei 100 kmh. Im ECO-Modus hat man den Eindruck, der Motor wird etwas abgebremst, was zu einer besonders sparsamen Fahrweise beiträgt. Schaltet man wieder auf Drive geht der Leaf sofort ab wie eine Rakete. Fahren mit dem Nissan Leaf bietet, auf Grund der kaum vorhandenen Fahrgesräusche, ein ganz neues Fahrerlebnis.
Doch nicht nur das Fahrgefühl überzeugt. Nach Herstellerangaben ist der Nissan Leaf zu 95 Prozent recycelbar, nicht zuletzt dank der Verwendung von 20 Prozent recycelten Materialien, wie zum Beispiel PET-Falschen, die im Dämmmaterial und in den Sitzbezügen verarbeitet wurden.
Umweltfreundlich sind auch die Emissionswerte, die beim Fahren bei nahezu 0 Prozent liegen. Wer dazu noch den Stromanbieter wechselt und auf Ökostrom setzt, kann den CO2-Ausstoß, der durch den Individualverkehr entsteht, deutlich reduzieren.
Nissan Leaf – Fazit
Nach dem ich mir den Sitz ganz nach oben gekurbelt hatte, saß ich sehr bequem. Alle Instrumente sind gut sichtbar und intuitiv bedienbar angebracht. Der Schalthebel dient nur zur Auswahl des Fahrmodus und zum Parken. Ich konnte mich ganz dem Straßenverkehr und den Tachoanzeigen hingeben. So erlebte ich eine sehr entspannte, angenehme Testfahrt.
Der große Bildschirm in der Mitte, dient als Radio-Senderwahl und Infopoint zur Reichweite, Ladestationsuche und vielen weiteren technischen Rafinessen, nicht zuletzt mit der gekoppelten Heckkamera als Einparkhilfe.
Dass Nissan an einem stimmigen Gesamtkonzept ihres „Ökoautos“ arbeitet, beweist nicht zuletzt der Verzicht auf das übliche Werbematerial in Hochglanzformat. Stattdessen drückt man uns einen USB-Stick mit den wichtigsten Kennzahlen in die Hand. Wir sind gespannt, ob Nissan hier konsequent bleibt.
Die Ökobilanz von Elektroautos am Beispiel des Nissan Leaf
Test durch den ADAC: Akkulaufzeit durchschnittlich 100 Kilometer im Winterbetrieb.
Ein kurzes Video zu unserem Test auf unserem Youtube Kanal
Offizielle Markteinführung des Nissan Leaf in Dresden war der 29.März 2012.