Berliner Bars liefern den Rohstoff, der für ein junges Unternehmen so wertvoll geworden ist: Kaffeesatz. Weil gerade mal 2 Prozent des Kaffees in der Tasse landen, fällt der in riesigen Mengen an und muss nur eingesammelt werden.
Was wir von Livona auf der Next Organic in Berlin entdeckten, hat inzwischen Einzug in die Profiküchen der Landeshauptstadt gefunden. Chidos Mushrooms läßt Pilze aus Beuteln wachsen und beitreibt damit ein Stück urbane Landwirtschaft unter den Straßen Berlins. Ein ehemaliger Partykeller in Berlin Kreuzberg erwies sich dank seiner schummrigen Beleuchtung und der passenden Luftfeuchte als ideale Herberge für die Pilzzucht „Made in Berlin“ alles legal und streng hygienisch versteht sich. Und keine Angst: Die frischen Pilze enthalten kein Koffein.
Das Zuchtverfahren beruht auf der Methode der afrikanischen Unternehmerin Chido Govera, die von kolumbianischen Bauern das Züchten von Pilzen auf Kaffeeabfällen lernte. Chido Govera ist inzwischen zu einer „Botschafterin“ in Sachen Pilzzucht geworden und vermittelt das Know How international. Die Gewinne Ihrer Unternehmungen fließen in ihr „Future of Hope Center“, das afrikanische Aidswaisen unterstützt. Nach Angaben auf der Internetseite von Chidos Berlin, fließen auch aus Berlin Gelder.
Kostengünstige und ressourcen-schonende Pilzzucht
Das Verfahren ist theoretisch einfach: Das entsprechende Myzel wird mit Kaffeesatz vermischt, in Foliebeutel abgefüllt, wo sich der Pilz vier Wochen lang durch das Substrat, das heißt, die Kaffeereste, fressen kann. Das ist einer der großen Vorteile dieser Anbaumethode: die proteinreichen und gesunden Pilze können auf Abfällen sehr kostengünstig und ressourcenschonend produziert werden. Bei etwa 18 Grad, im dunklen Raum und regelmäßig gewässert, vermehren sich die Pilzsporen und wachsen in wenigen Wochen zu Austernpilzen, Seitlingen oder Shiitake-Pilzen heran. Die konventionelle Shiitake-Zucht passiert auf Eichenholz. Der Einsatz von Kaffeesubstrat schützt also auch die Bäume.
Die Entebilanz des 2010 gegründeten Unternehmens kann sich sehen lassen: Bis zu 500 kg Edelpilze werden im Monat geerntet und nicht nur Online verkauft, sondern von Chidos auch an Berliner Restaurants geliefert.
Pilze zu verschenken
Schon mal Pilze verschenkt? Wer möchte, kann sich die Pilze nicht nur frisch nach Hause holen, sondern sich mit den kleinen Zuchtsets, den Home Growing Kits, selbst ausprobieren. Da kommt zum Genuss der pädagogische Anspruch hinzu: beim Chidos Anzuchtset kann man genau sehen, wie die Pilze wachsen. Ein Phänomen, was sich im Wald nur schwer beobachten lässt.
Ob und wie das funktioniert wollten wir natürlich wissen und haben uns zwei Testsets für Austernpilze schicken lassen. Die Pilze in ihrem Schuhkarton-großen Heim ließen wir unter verschiedenen Bedingungen aufwachsen. Ich nutzte den Balkon als Standort, Birgit den Keller, was sich in ihrem Fall allerdings als kleine Hemmschwelle für die Disziplin beim Gießen ergab.
Chidos Home Growing Kits: der Test
Die knappe Anleitung auf der Verpackung führte Anfangs zu Interpretationsschwierigkeiten und einigen Irritationen. Soll man den Karton vorn und hinten öffnen? Und wie soll man den prall gefüllten, aber sehr leichten Beutel im Wassereimer tränken, wenn er oben schwimmt? Da war Betreuung nötig: wenden, runterdrücken, beobachten, sich fragen, ob das alles so richtig ist. Auf der Internetseite von Chidos findet man inzwischen recht nützliche Hinweise zum Handling.
Nach 10 Stunden wässern wanderten die Home Growing Kits an ihren gewählten Standort, wurden täglich mehrfach besprüht und siehe da, schon nach 4 Tagen ließen sich erste kleine Pilzköpfe blicken. Von nun an wurde das stündliche „Pilzegucken“ immer spannender, denn nun ging alles ganz schnell. Wie versprochen, hatte sich nach reichlich einer Woche ein ansehnlicher Pilzstamm mit wunderschönen, festen Pilzen entwickelt und es ging ans ernten. trotz der unterschiedlichen Standortbedingungen brachte die erste Ernte bei beiden Kids jeweils knapp 150 g Pilze, die gleich entsprechend des Rezepts auf der Packung verarbeitet wurden.
Die Qualität der Pilze war phantastisch. Die Pilze sind vollkommen sauber, fest, wenn auch sehr dezent im Geschmack. Frischere und unbelastetere Pilze standen bei uns noch nie auf dem Tisch.
Leider blieb es bei diesem ersten erfreulichen Erlebnis. Der Versuch, weitere Pilze wachsen zu lassen, schlug bei beiden Testpackungen fehl. Wahrscheinlich war auch das Klima zu heiß und zu trocken, sprich suboptimal. Auch das entfernen der inzwischen sehr unansehnlich gewordenen Pappschachtel erwies sich als keine gute Idee. Vielleicht waren wir auch mit dem mehrmaligen täglichen Gießen überfordert.
Unser Fazit: Die Pilzzucht-Sets von Chidos Mushroom machen Spaß! Wer nach einer ausgefallenen und witzigen Geschenkidee sucht, ist damit mehr als gut beraten. Die Anzucht gelingt garantiert und verblüfft mit schnellem Wachstum. Das ideale Geschenk für Ungeduldige mit hohem Überraschungseffekt.
Die Qualität der Pilze überzeugt, leider aber eben nicht der Preis. Wir konnten nur 150g Pilze ernten und hätten bei Chidos 9,90 für ein Kit bezahlt. Für diese kleine Menge eindeutig zu teuer.
Die Home Growing Kits / Pilzzucht Sets sind in den Sorten Austernseitling und Rosaseitling erhältlich.
Die Idee „Kaffeesatz als Substrat für Pilze“ ist auf jeden Fall gut und richtig. Ich hatte es küzlich mit Austernseitlingen von einem Anbieter aus Nürnberg probiert, und auch die „zweite Ernte“ ließ sich machen, allerdings anders, als in der Gebrauchsanweisung.
Und eigentlich sollte sich mit immer wieder ergänztem frischem Kaffeesatz eine „permanente Pilzpultur“ machen lassen.
Wenn du das probiert hast, mit dem „immer wieder ergänztem frischem Kaffeesatz“ und einer “permanente Pilzpultur”, sollen wir das unbedingt wissen.
Sieht ja toll aus. Der Ertrag lässt natürlich viel zu wünschen übrig, aber so eine Zuchtset ist ja auch mehr ein Fun-Projekt als Pilze für ihren Ertrag zu züchten.
Wenn es nicht nur um ein nettes Geschenk gehen soll, sondern eher um Ertrag, haben wir das Bio Fertig-Pilzzuchtset Steinchampignons von Pilzmännchen® getestet Hier der Link dazu: http://www.livona.de/bio-test/bio-pilze-einfach-selber-zuechten-der-livona-test/
Wow, das sieht echt interessant und cool aus. Mit Züchten von Pilzen kenne ich mich schon ein wenig aus, aber in der Form habe ich es auch noch nicht gesehen : )
Liebe Grüße
Jackii
Hallo
Kaufen Sie auch von Privat Kaffeesatz an?
– Ankaufbedingungen
– Ankauf-Preis
Gruß
Litges
Nein, wir haben nur darüber berichtet. Ich glaube auch nicht, dass Kaffeetrester angekauft wird, da es für die Cafes um ein Abfallprodukt ist, was entsorgt werden müsste.