Von Adina, 26. Juni 2013

Woher kommt DEIN Honig?

GroßstadtHonig aus der Berliner Genossenschaft ist handgemacht und sucht Seinesgleichen

Ich habe mich schon oft darüber geärgert, dass es weder unsere örtliche Verbrauchergemeinschaft noch die ansässigen Bioläden schaffen, regionale Produkte sichtbar zu platzieren. Bei Honig fällt mir das besonders auf. Auf „Honig aus EU und Nicht-EU-Ländern“ würde ich doch gern verzichten. Zumal ich weiß, dass es auch in unserer Region einige Imker gibt, die ihre Produkte vermarkten. Die Berliner haben es da seit einiger Zeit leichter, die richtige Wahl zu treffen…

Berliner Honig – Genossenschaft für faire, regionale Produkte

Imkerin mit Wabe

Auf der Next Organic-Messe in Berlin lernten wir – und das freute uns besonders – mit Annette Müller und ihrem Mann zwei Berliner Imker kennen, die die richtige Vermarktungsstrategie für ein urbanes Naturprodukt gefunden haben. Unter dem Label BerlinerHonig sammelt das Paar – inzwischen schon mit vielen helfenden Händen – den Honig von 50 Stadtimkern, vom kleinen Hobbyimker mit 2-3 Völkern, bis zu Imkern mit 50-100 Bienenstöcken, ein. In ihrer kleinen Manufaktur am Alex stellen sie daraus seit 2010 drei Honige aus Berlin: den Berliner Frühling, den Berliner Sommer und die berühmte Hauptstadtlinde her, naturbelassen, ungemischt und ungefiltert.

Honiggläser und MetflascheIm BärenGold, einer Marke, die vor allem bei Touristen gut ankommt, steckt Honig von Sonnenblumen aus dem Spreewald, Honig von Obstbaumblüten aus dem Havelland und Waldhonig von Fichten aus der Eifel. In den neuen Sorten: Robinie, Raps und Kirsche steckt Honig von Robinien aus Berlin und Brandenburg, Honig vom Raps aus der Magdeburger Börde und Kirschblütenhonig aus der Sächsischen Schweiz.

„Die Sorten entstehen je nach Erntezeit und Fluggebiet der Bienen.“ Annette gibt uns eine kleine Einführung in die Imkerei. „Von jeder Sorte gibt es nur geringe Mengen, die nicht gemischt werden. Auf den Gläsern kann man nachlesen, von welchem Imker der Honig stammt.“ Die „kleine resolute Unternehmerin“ ist uns sympathisch. (Weil das offenbar auf Gegenseitigkeit beruht, spendiert sie uns eine Flasche echten BärenGold Honigwein, ein Met, den ein befreundeter Erzeuger aus dem Berliner Honig herstellt, zum testen.)

„Die Genossenschaft produziert aber gerade mal 150 Tonnen Honig, in Berlin werden aber jährlich 4000 Tonnen konsumiert.“

Wie schadstoffbelastet ist Stadthonig?

Was mich besonders interessiert ist die Sache mit der Schadstoffbelastung. Gesunde Naturprodukte aus der Großstadt: Geht das? Es geht wohl. „Die Bienen sind der Katalysator und filtern den Honig. Auch das Wachs in der Wabe hat eine Filterwirkung. Außerdem gibt es in der Stadt keine Pestizide, die die Bienen krank machen. Im Gegenteil. Die enorme Arten- und Blütenvielfalt, die Berlin mit einem riesigen Grünflächen-Anteil in der Stadt bietet, stärkt das Immunsystem der Bienen und macht den Honig besonders aromatisch.

Im Internet finden wir Studien von anderen Stadtimkereien, die die Sauberkeit des Honigs belegen. Ein weiteres Plus: In der Stadt haben Bienen kaum Kontakt mit gentechnisch veränderten Pflanzen, denn deren Pollen sollte bitte im Honig nicht vorkommen.

Bienenschutz und Imkerhandwerk

Nur leckere Produkte zu vermarkten reicht den BerlinerHonig-Machern nicht aus. Der Schutz der Bienen und die Erhaltung des Imkerhandwerks sind das weitere Ziel der Vertiebs- und Konsumgenossenschaft für faire und regionale Produkte. Denn jeder Deutsche verputzt im Jahr 1,4 Kilo Honig. (Da liege ich sicher weit über dem Durchschnitt.) Ein hoher Bedarf, der da gedeckt werden muss. Allein für ein Kilo muss eine Biene etwa sieben Mal die Erde umkreisen, denn ein ganzes Volk produziert gerade einmal 40 Kilo im Jahr.

Volkswirtschaftlich betrachtet, ist das Engagement von BerlinerHonig weitaus bedeutender. Denn 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Dass das nicht mehr flächendeckend passiert, ist hinlänglich bekannt. Jedes Jahr reduziert sich der Bienenbestand dramatisch. Durch Monokulturen und den großflächigen Einsatz von Pestiziden im ländlichen Raum sind die Städte zu Oasen für bestäubende Insekten geworden und bescheren den an Popularität zunehmenden Stadtimkern reiche Ernten. Wer übrigens näheres über die Imker von BerlinerHonig erfahren möchte, findet unter www.berlinerhonig.de viele persönliche Porträts.

Wer den Honig probieren möchte, wird in verschiedenen Berliner Geschäften und im Onlineshop fündig.

Ergänzung im April 2022

Seit unserem Bericht sind Jahre vergangen und der BerlinerHonig ist jetzt unter der Marke Berliner Bärengold zu finden. Auch die Internetseite hat sich geändert Neu http://www.berliner-bärengold.de/
Leider ist die Seite nicht „https“ und es kann Schwierigkeiten mit der Anzeige geben. Das Sortiment hat sich erweitert. Inzwischen gibt es auch verschiedene Fruchtaufstriche und Müsli.
Anschrift:
Berliner Bärengold GmbH
Platz der Vereinten Nationen 1
10249 Berlin

4 Antworten auf Woher kommt DEIN Honig?

  1. Eberhard Rau sagt:

    Hallo,
    schade, dass man den Bärengold-Honig nicht mehr direkt bestellen kann. Hatte immer ein Paket mit 6 Honigsorten. Waren tolle Honigsorten. Werde mich jetzt wohl wieder mit den gestreckten ausländischen Massenprodukten anfreunden müssen.

    • Birgit sagt:

      Ja, das ist schade, es soll ja nur vorübergehend sein. Außerdem gibt es auch andere Hersteller von BioHonig in Deutschland.

  2. Natalie sagt:

    Sehr interessant finde ich, dass Standthonig doch so wenig belastet und der Honig auch noch aromatischer ist! Wer hätte das gedacht….

    • Birgit sagt:

      Hätten wir auch nicht. Zukünftig ist Stadthonig vielleicht die bessere Alternative zu Honig, der vielleicht von gentechnisch verunreinigten Pflanzen stammt.

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