Wer sich für das Thema Fasten interessiert, kann sich Tipps und Anleitungen bei Ernährungsexperten holen. Mandy Helas ist ärztlich geprüfte Gesundheitsberaterin. In ihrer „KostBar“ – dem Raum für Ernährungsberatung und -umstellung berät die Dresdnerin nicht nur zu Fragen der Ernährungsumstellung, sondern bietet in Schulen auch Seminare zur gesunden Ernährung an. Sie organisiert den Dresdner Gesundheitsstammtisch und hat den ersten Vollwertbrunch für Dresden konzipiert. Livona befragte Mandy Helas zu ihren Fasten-Erfahrungen:
Frau Helas, gerade im Frühjahr ist das Thema Fasten besonders aktuell. Als Ernährungs- und Gesundheitsberaterin sprechen sie auch mit Ihren Klienten über diese Heil- und Ernährungsmethode. Wie ist das Fasten aus ernährungswissenschaftlicher Sicht einzuordnen? Ist Fasten grundsätzlich für alle Menschen geeignet und welche Risiken sind zu beachten?
Unser Leben unterliegt einem Rhythmus und Wandel. Aus meiner eigenen Wahrnehmung heraus stecken wir all zu oft im Alltagsstrudel fest und essen aus Lust und Frust, eher weniger weil wir Hunger haben. Und selten gibt es Zeiten der Stille, der Ruhe und des Annehmens dessen, was ist. Das Alte und Gewöhnliche kennen wir ja schon – im Neuen liegen die unentdeckten Möglichkeiten, die nur darauf warten, erobert zu werden. Wenn du etwas haben möchtest, was du noch nie gehabt hast, dann tu etwas, das du noch nie getan hast! Aber ich bin ganz ehrlich: Zum 1. Fasten gehört eine ordentliche Portion Mut. Ich gebe ehrlich zu, dass in einer Reisetasche zum ersten Fasten vor 13 Jahren eine Packung Kekse steckte, welche ich stolz wie ein kleiner König voller Leichtigkeit mit einem neuen Körpergefühl im Fastenhoch wieder mit nach Hause nahm. Diese Erfahrung werde ich nie vergessen.
Deshalb finde ich es gut, dass die ursprünglich historischen Wurzeln des Fasten 40 Tage vor Ostern von so vielen Menschen neu entdeckt werden. Wobei auch alle anderen Tage und Wochen des Jahres dafür offen sind. Grundsätzlich ist diese Zeit des freiwilligen Verzichtes auf Essen für alle geeignet. Ich empfehle jedem, sich von den 52 Wochen des Jahres eine zum Fasten zu reservieren. Persönliche „Wehwechen“ sollten vorher mit dem Hausarzt abgesprochen werden. Aber: was soll denn passieren? Wenn es nicht bekommt, was ich in meiner Praxis noch nicht erlebt habe, dann fängt Die- oder Derjenige früher wieder mit dem Fastenbrechen an. Das Fasten für eine Woche kennt keine Altersgrenze und für Gesunde auch keine Einschränkungen. Außer die, die wir selbst im Kopf haben. Nur Mut!
Beim Thema Fasten, oder auch dem sogennanten „Entschlacken“, was eine Motivation zum Fasten sein soll, gibt es die unterschiedlichsten Leitsätze und Empfehlungen. Neben dem Heilfasten, wird zum Beispiel das Basenfasten empfohlen. Was halten Sie von den unterschiedlichen (sanfteren) Methoden, im Gegensatz zum Heilfasten?
Ja, es gibt viele Möglichkeiten des Fastens. Vom täglichen Fasten bis zum Wasserfasten über 10 Tage, habe ich einige Methoden selbst ausprobiert. Aus therapeutischer Sicht empfehle ich zum Beispiel das tägliche Fasten. Zwischen dem Abendessen und Frühstück sollten 12 Stunden liegen, um dem Körper eine tägliche Ruhephase zu gönnen. Genauso hilfreich kann ein Rohkosttag sein.
Ich empfehle, sich einer Fastengruppe nach dem Prinzip „Buchinger/Lützner“ mit einer erfahrenen Fastenleiterin oder -leiter anzuschließen. Vom Basenfasten bin ich kein Freund, da es beim Fasten wirklich um den Verzicht auf Essen geht und wenn ich nichts esse, spielen Säuren und Basen keine Rolle. Wichtig ist dies dann beim Fastenbrechen bzw. nach der Fastenzeit. Deshalb hier noch einmal die Empfehlung, sich einer Fastengruppe anzuschließen. Die erfahrenen Fastenleiter beraten in dieser Woche gern und ausreichend über eine gesunde und ausgewogene Aufbaukost nach dem Fasten. Ich empfehle hierfür die Vollwertkost. Das heißt, die Dinge, die uns die Natur bietet, im vollen Wert zu belassen und die Grundnährstoffe – Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß qualitativ und quantitativ dabei wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Aus unserem persönlichen Gespräch weiß ich, dass Sie selbst auch regelmäßig im Februar fasten. Können Sie uns etwas über Ihre Fastenpraxis erzählen? Ich weiß zum Beispiel, dass Sie vom Fasten zu Hause abraten…
Unsere kleine Fastengruppe zieht sich immer die letzte Februarwoche im Jahr an einen Ort der Stille zurück. Wir beginnen den Tag mit einem Morgenspaziergang, dann gibt es eine Befindlichkeits- und Teerunde. Mittags gibt es eine heiße Gemüsebrühe und dann geht’s mit dem Leberwickel ins Bett. Abends gibt es dann den ganz, ganz dünnen Gemüsesaft, der mit einem kleinen Löffel genossen wird. In dieser Woche bewegen wir uns viel an der frischen Luft und nehmen die Natur beim Gehen bewusst wahr. Wir gehen mehrmals in die Sauna, um die Ausscheidungen des Körpers zusätzlich zu fördern. Jeder bringt sein Lieblingsbuch mit und versucht sich von sämtlichen Medienströmen fern zu halten, um wirklich aus dem Alltagstrott zu kommen. Zum Fasten gehört mehr als nur Verzicht auf Nahrung – deshalb empfehle ich die Fastenwoche nicht zu Hause.
Ich vergleiche diese Auszeit gern mit einem Bergsteiger. Er würde nie von Null auf 8000 m Höhe durchgehen. Er legt vom Basislager angefangen immer wieder Pausen ein, um den Gipfel zu erreichen. Wir sehen uns täglich als Gipfelstürmer und schießen dabei oft über unsere eigenen Leistungsgrenzen hinaus. Frei nach dem Motto: ein Indianer kennt keinen Schmerz. Was ist denn dabei, mal eine Woche für sich selbst, seinen Körper und Geist Zeit zu finden!? Anschließend sind wir fit wie Turnschuhe für die Familie, den Beruf und schöpfen aus kleinen Dingen am Wegesrand alltäglich neue Impulse für unseren ureigenen Lebenweg.
Herzlichen Dank für das Gespräch!